(Familien-)Aufstellung - was ist das?

Von Familienaufstellungen haben Sie vielleicht schon einmal gehört, können sich aber wahrscheinlich nichts Genaues darunter vorstellen. Die Berichte darüber reichen von lebensverändernder Erfahrung bis gefährliche Gehirnwäsche. Auf jeden Fall ist Aufstellungsarbeit eine Methode, die nicht nur in der Therapie  eingesetzt wird, und deren Gelingen sehr vom Aufstellungsleiter abhängt.

Bildquelle: pixabay.com, DorisNiebergall

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Aufstellungsarbeit ist vor allem bekannt als Familienaufstellung, aber auch andere Systeme wie z.B. Organisationen lassen sich aufstellen. Eine Aufstellung ist eine Form der Visualisierung und ermöglicht es demjenigen, der sein System (z.B. die Familie) aufstellt, dem sogenannten Falleinbringer bzw. Aufsteller, seine innere, subjektive Wahrnehmung nach außen zu projizieren. So gelangen er und alle an der Aufstellung teilnehmenden Personen zu  einer Sicht auf Dinge und Themen, die man sonst oft nicht deutlich wahrnehmen kann. Außerdem distanziert sich der Falleinbringer dadurch emotional ein bisschen von der Situation, weil er sie „nach außen“ bringt und so Raum zwischen sich und der Situation schafft.

Ziel einer Aufstellung:

Das Ziel einer Aufstellung ist das finden neuer Lösungsansätze, um die Situation des Falleinbringers zu verbessern. Die räumliche Positionierung der einzelnen Systemmitglieder soll dabei helfen, Beziehungsdynamiken und Verstrickungen sichtbar zu machen. Der Falleinbringer erhält durch die Rückmeldungen der Repräsentanten mögliche neue Ansatzpunkte zur Problemlösung und ein tieferes Verständnis der Situation. Was eine Aufstellung jedoch nicht bringen kann, sind objektive Wahrheiten und Erklärungen für Vergangenes. Oft ist die Erwartungshaltung der Falleinbringer aber genau diese, und es obliegt dem Aufstellungsleiter, hier verantwortungsvoll und umsichtig mit dem Falleinbringer und seinem Anliegen umzugehen. Deshalb ist eine entsprechende Ausbildung und eine wertschätzende Haltung besonders wichtig.

Arten von Aufstellungen:

Grundsätzlich gibt es zwei Formen einer Aufstellung: einerseits die Aufstellung mittels Systembrett und andererseits die Aufstellung mit Repräsentanten. Beim Systembrett werden die am System beteiligten Personen durch Holzfiguren dargestellt. Diese Form der Aufstellung wird vor allem in Einzelsitzungen angewandt, da keine weiteren Personen dazu benötigt werden. Bei der Aufstellung mit Repräsentanten, auch Stellvertreter genannt, stellen andere Personen die am System beteiligten Personen dar. Dabei handelt es sich aber nicht um ein Schauspiel oder das Nachspielen von Situationen, wie es beispielsweise im Psychodrama gemacht wird. Die Repräsentanten fühlen sich in ihre Rollen ein und geben ihre repräsentierende Wahrnehmung wieder. Wie genau das funktioniert, konnte wissenschaftlich jedoch noch nicht genau begründet werden.

Ablauf einer Aufstellung mit Repräsentanten:

Der Aufstellungsleiter moderiert und überwacht den ganzen Prozess. Zu Beginn schildert der Falleinbringer kurz die Situation, die er sich anschauen und aufstellen möchte. Danach wählt er  Stellvertreter für die involvierten Personen (inkl. für sich selbst), führt sie danach intuitiv an einen für ihn stimmigen Platz im Raum und verlässt dann die Bühne. Ab nun ist er nur mehr Beobachter. Der Aufstellungsleiter befragt der Reihe nach die Repräsentanten, und diese geben ihre subjektiven Eindrücke wieder, wie sie sich gerade fühlen, welche Impulse und Veränderungswünsche sie verspüren. Keinesfalls aber sollen sie Interpretationen oder Vermutungen äußern.  Die Aufstellung der Repräsentanten kann in weiterer Folge geändert werden, bis es zu einem sogenannten Schlussbild kommt. Die Psychodynamiken, die durch eine Aufstellung bei allen Beteiligten ausgelöst werden können, sind nicht zu unterschätzen. Ein guter Aufstellungsleiter weiß aber damit umzugehen und leitet die Repräsentanten an, sich nach der Aufstellung wieder zu „entrollen“, also aus ihrer Rolle zu schlüpfen und auch alle damit verbundenen Empfindungen abzulegen.