Was bedeutet Essen für Sie? Alleine, wenn man an die Diskussionen denkt, die sich automatisch ergeben, wenn ein Fleischtiger und ein Vegetarier zusammen kommen, wird klar, dass Essen höchstgradig emotional besetzt ist. Was wir essen, hängt sehr stark mit unserer Kultur und unserem sozialen Umfeld zusammen.

Was bedeutet Essen für Sie? Alleine, wenn man an die Diskussionen denkt, die sich automatisch ergeben, wenn ein Fleischtiger und ein Vegetarier zusammen kommen, wird klar, dass Essen höchstgradig emotional besetzt ist. Was wir essen, hängt sehr stark mit unserer Kultur und unserem sozialen Umfeld zusammen.

Quelle: pixabay.com, Lolame
Essen ist ein sinnlicher Akt, von Anfang an. Wenn ein Baby in der Mutterbrust saugt, entsteht eine einzigartige Verbindung. Durch die Zuwendung der Mutter nimmt das Kind auch emotionale Nahrung auf. Sehr viele Menschen, die in ihrer Kindheit zu wenig Zuwendung erhalten haben, versuchen diese Unterversorgung durch Nahrung zu kompensieren. Dabei bräuchten sie emotionale Nahrung, um das Loch in ihrem Herzen zu stopfen. Selbstliebe wäre die Antwort. Wer seine Selbstliebe steigern kann, kann nachheilen, und dann verliert Essen als Ersatzbefriedigung an Bedeutung.
Ein bedeutender Entwicklungsschritt erfolgt, wenn das Baby abgestillt wird und feste Nahrung zu sich nimmt. Gleichzeitig verliert es dadurch aber die direkte sinnliche Erfahrung des genährt Werdens. Normalerweise werden Babys beim Stillen im Arm gehalten, beim Füttern mit fester Nahrung aber auf einen Stuhl gesetzt. Der Hautkontakt geht verloren. Dafür wird der Geschmackssinn mehr gefordert. Süß, salzig, bitter, sauer – unbekannte Reize, auf die man die Reaktion des Babys unmittelbar in dessen Gesicht ablesen kann. Jetzt werden geschmacklichen Vorlieben geprägt. So lieben wir Süßes ganz besonders, wenn wir von klein auf z.B. mit süßen Getränken in Kontakt geraten sind.
Die emotionale Wirkung von Essen begleitet uns von Kindesbeinen an und führt zu unbewusst wirkenden Glaubenssätzen, die unser Verhalten beeinflussen. Wer als Kind traurig war und von Oma getröstet wurde, indem er Schokolade bekommen hat, merkt sich: Schokolade ist ein Seelentröster. Wer für gute Leistungen in der Schule mit seinem Lieblingskuchen belohnt wurde, entwickelt den Glaubenssatz: Süßigkeiten sind eine tolle Belohnung. Wer als Kind seine Meinung nicht frei äußern durfte, weil dann vielleicht die Familienidylle ins Wanken geraten wäre, für den gilt: Ärger muss man runter schlucken, sonst passiert ein Unglück. Das verheerende an solchen verinnerlichten Glaubenssätzen ist, dass sie für uns als Leitlinien gelten, kaum bewusst sind, daher auch nicht hinterfragt werden, und durch ihre emotionale Aufladung auch dann schwer zu ändern sind, wenn unser Verstand es möchte. Viele gescheiterte Diäten bezeugen das.
Bei manchen Familien gibt es fixe Essenszeiten, wo jeder zuhause ist. Das Gemeinsame hat einen hohen Stellenwert, denn beim Essen tauscht man sich aus, plaudert, lacht, diskutiert. Essen verbindet, und in manchen Kulturen zieht sich ein Essen genau deshalb über Stunden. Bei uns sind Familienfeste wie Weihnachten oft mit einem Festessen verbunden.
Die Hektik der modernen Welt erlaubt diese „Zeitverschwendung“ immer weniger, wir essen Fast Food nebenbei, oft alleine. Essen wird zu einer Nebensache. Man isst, wenn es die Zeit erlaubt, und nicht, wenn das Hungergefühl sich meldet. Das mag mit ein Grund sein, warum viele Menschen den Kontakt zu ihrem eigenen Körper und die Sensibilität für ihre Bedürfnisse verlieren.

Wenn Sie vor haben, Ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern, beziehen Sie auch die emotionale Seite mit ein. Reflektieren Sie, welchen Stellenwert Essen für Sie hat, wie in Ihrer Familie damit umgegangen wurde, welche Gefühle Sie mit Essen verbinden und welche unbewussten Verhaltensweisen Sie diesbezüglich entwickelt haben. Beziehen Sie das in Ihre Planungen mit ein. Verzichten Sie auf Verbote und überlegen Sie sich stattdessen Alternativen, wie Sie emotional trotz veränderter Ernährung auf Ihre Kosten kommen können. Dann haben Sie eine reelle Chance auf langfristigen Erfolg.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Gelingen!